25. 10. 38
Mein innig geliebter Karl!
Ich danke Dir für Deine Karte. Schreibe aber bitte sonst alles in die Wilhelmstr. Auch ich bin sehr, sehr neugierig auf den großen Empfang. Bitte rege Dich nie, nie auf und laß Dich auch nie hinreißen. Sage aber trotzdem Deine Meinung. Laße Dir nichts mehr gefallen, sonst machen die Leute mit einem was sie wollen. Bitte schreibe mir alles genau. Von Fritz Straub kam heute eine Karte, der Dir mitteilt, daß am 27. Okt. Pro Arte spielt. Wo, das schrieb er nicht.
Ich war bis Montag Abend mit Papa und Richardi in Berchtesgaden. Wir hatten herrliches Wetter doch auch kalt und es war auch sonst recht nett. Heute brachte mir Adolf die Kritikenauszüge zur Durchsicht, sie sehen sehr gut aus. Sobald sie fertig sind schicke ich sie Dir zu. Schmidt-Garré hat geschrieben aus Düsseldorf, er möchte den Monat November bei Adolf wohnen, was Adolf auch tun will. Immerhin eine kleine Verdiensteinnahme. Er hat wieder eine Kiste Schallplatten aus Amerika bekommen „und rückt nun seinem Ziel näher“, wie er schreibt. Morgen hat Papa Geburtstag, am 26.
Bei See war ich heute auch schon. Er will die Übersetzung nun durcharbeiten. Ich kann das Textbuch von „Simpl“ nicht finden. Bitte erkläre es genauer. Sonst gibt es hier nichts neues, nur daß ich mich schon wieder auf Dein Kommen freue. Nun genieße die Wochen noch recht, recht und ich freue mich mit Dir, wenn Du es schön hast. Ich habe z. Z. so Bauchweh, sonst geht es mir aber gut. Werde mir nur nicht zu oft untreu!! Laß Deine Anzüge richten. Ziehe Dich immer ordentlich an.
Für heute umarme ich Dich innig und küsse Dich heiß, grüße auch Familie Klemm mit Sepp und stets bleibe ich Deine Dich heißliebende Elisabeth.